Bleibt zu Hause! Dieses, aufgrund der bedrohlichenCorona-Pandemie vorgegebene Motto, war für mich der Anlass, meine Heimat, den Schwarzwald mit seinen vielfältigen Facetten neu zu erkunden, zu entdecken und zu fotografieren. Im April 2020 begann ich mit den Fotoarbeiten, die den Jahreszyklus des Waldes dokumentieren. Nach zahlreichen Bildbandproduktionen und Reportagen zu diesem Thema, war ich anfangs der Meinung, es würde wohl sehr schwierig werden, neue Aspekte und Perspektiven dieser faszinierenden Landschaft zu finden und zu fotografieren. Das Gegenteil war der Fall. Leider nicht nur im positiven Sinn. Die Natur veränderte sich in den letzten Jahren dramatisch schnell durch Zivilisationseinflüsse, das veränderte Klima, das Waldsterben, sowie auch durch Stürme und Unwetter. Wo noch vor nicht allzu langer Zeit gesunde Tannenwälder die Täler säumten, klaffen heute oft kahle Lücken mit grauen, dürren Stämmen, die anmuten als hätte der Wald gebrannt. Grüne Weiden und Wiesen rund um die Dörfer, mussten vielerorts Industriegebieten oder Touristen-Attraktionen wie Hochseilgärten, Hängebrücken, Spaßbädern, Rodelbahnen etc., weichen. Es ist erschreckend zu sehen, in welch desolatem Zustand der Schwarzwald sich heute befindet. Um authentische, ursprüngliche und intakte Natur zu fotografieren, die nicht durch Borkenkäferfraß, Sturmschäden oder das profitorientierte Handeln des Menschen zerstört wurde, bedarf es immer mehr Aufwand, Zeit und Geduld. Wenn ich meinen ersten großen Schwarzwaldbildband betrachte, den ich im Jahr1988 fotografierte, ist es für mich wie eine Reise in eine andere Welt. Es stimmt traurig, im direkten Vergleich zu sehen, wie schnell und unwiederbringlich, diese ursprüngliche, wunderschöne Landschaft in nur 33 Jahren ausgebeutet und teilweisezerstört wurde.
Heute ist es eine ziemlich aufwendige fotografische Suche nach den letzten ruhigen, intakten Oasen des Waldes, die abseits der Touristenpfade glücklicherweise noch immer zu finden sind. Diese Motive werden allerdings seltener und die Perspektiven enger, da die Zeichen der Zerstörung und des Waldsterbens allgegenwärtig sind. Um sie auszublenden sind immer kleinere fotografische Ausschnitte nötig. Dennoch ist der Schwarzwald immer noch eine einzigartige, beeindruckende und wundervolle Landschaft! Die faszinierende Vielfalt der Natur, ihre Intensität und Kraft versuche ich in meinen Photografphien so nah und authentisch wie möglich zu vermitteln. Vielleicht sensibilisieren die nicht immer repräsentativen, positiven Impressionen und die alarmierenden, negativen Schwarz-Weiß Photos am Ende des Buches, unser Bewusstsein in Bezug auf den Umgang mit der Natur vor unserer Haustür ein wenig. Meine Idee war es, die vitale Schönheit, aber auch das bedrohliche Sterben des Schwarzwaldes aufzuzeigen, um so bildhaft und eindringlich darauf hinzuweisen, wie dringend notwendig es ist, dieses Naturreservat zu schützen! Auch wenn Corona nach wie vor das wichtigste Thema unserer Zeit bleibt, ist es sicher dennoch richtig, auch auf die regional und weltweit bedrohte Umwelt und Natur zu achten und sich für sie einzusetzen. Dazu möchte ich mit diesem Bildband beitragen und anregen. Es ist ein Versuch, trotz der coronabedingt schlechten beruflichen und finanziellern Situation etwas Nützliches, Konstruktives und Kreatives zu schaffen, um damit vielleicht auch ein wenig zu helfen, eine der schönsten Regionen Deutschlands, den Schwarzwald, in seiner Einzigartigkeit zu erhalten. Der Bildband ist in Kürze als Book on demand nummeriert und signiert erhätlich. Die Galerie zeigt einige repräsentative Doppelseiten der insgesamt 216 Seiten des Buches.
Ich freue mich sehr, dass mein Buch- Konzept mit einem Projektstipendium des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg unterstützt wurde.